abc.etüde – Oktober

Heute will ich es auch mal mit einer abc.etüde für Christiane versuchen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Triggerwarnung aussprechen soll, aber ich denke, wir sind ja alle erwachsen.

Der Teufel hat den Schnaps gemacht

Stereotypen kann man ganz gut leben.
Chöre gehen in die Kirche und Musiker in die Kneipe.
Musiker saufen nicht nur bis zum Umfallen, sie rauchen auch und brauchen dafür keinen Lehrer.
Das kommt der Kreativität zu gute.
Oder wird sie dadurch beflügelt?
Dabei sind Chöre in gewisser Weise ja auch kreativ
und so mancher Chorist kippt sich ganz gerne grob eins hinter die Binde.
Egal, das Saufen ist so eine Sache.
Mitgegangen, mitgehangen.
Wenn Kartenblätter über den Tisch fliegen und kleine Becherchen die Verlierer trösten
und dabei ab und an Becher und Flaschen umfallen, bemerkt man vielleicht gerade noch, dass die Koordination leidet.
Mit fortschreitender Stunde beginnt man sich mehr und mehr zu wundern, bis das Wundern keinen Reiz mehr hat und man im Idealfall noch rechtzeitig die Höhle verlässt.
Was in der Höhle dann noch vor sich ging, endete schließlich in einer merkwürdigen Geräuschkulisse in den frühen Morgenstunden.
Während die Musiker im Orchester perfekt zusammenspielen und jeder auf den anderen angewiesen ist, macht das Trinken zum Solisten. Jeder ist nur noch mit sich beschäftigt und versucht, so gut wie möglich mitzuschwimmen.

Da wurde gar nicht bemerkt, dass Moby Dick unter den Tisch gesunken war.

Der Wahlfang des am Boden im Erbrochenen Liegenden gestaltete sich unter den Umständen sehr schwierig.

Auch mehrere stark alkoholisierte Musiker hatten Probleme, den Fisch an Land zu bringen. Die Aufzugstür schloss nicht, weil der Wahlkopf in der Tür lag. Schließlich in der Dusche des Jugendherbergszimmers wurde der Leib so abgeduscht, dass das Wasser ins Zimmer floss. Der zufällig anwesende AIP motivierte einen zehn minütigen Schwall aus dem Walfischmund, der den Abfluss verstopfte.

Um acht Uhr saßen alle, bis auf Moby, wieder frisch beim Frühstück und bliesen dann noch bis zum Mittag tapfer durch.

Als alle aufbruchbereit waren, hauchte Moby wieder seine Tenorhornstimme für das Weihnachtsmärchen.

Der Komödiantenstadl

Susanne Daubner kannte ich bisher nicht, weil ich seit ca. zwanzig Jahren keine Tagesschau mehr geschaut habe. Aber ich gehe mal davon aus, dass sie normal eine Sprecherin mit geradem Gesicht ist. Aber ein fünf-minütiger Lachanfall in der Tagesschau im Morgenmagazin ist schon bemerkenswert.

Wundern tut mich das jetzt aber nicht wirklich, ob der Themen die derzeit anliegen.

E-Auto Förderung nach 24 Stunden erschöpft. 49 Euro Ticket auf der Kippe, Asylantenpolitik auf unterer Minitsterebene. Unterstützung der Ukraine erst wenn es gar nicht mehr anders geht und Onkel Sam gnädig nickt, aber nicht bevor der Russe nicht seine berechtigte Gegenwehr in Stellung gebracht hat. Dann der ganze halbherzige Zirkus mit der Wirtschaftsförderung und den armen Kindern. Das ging alles schon mal besser.

Da bleibt mir jetzt fast nichts anderes übrig, als auch die AfD zu wählen, oder Moment, Mist, Auswandern nach Neuseeland wäre definitiv eine bessere Option, zumal das andere gar keine ist.

Maybe

Die älteren unter uns können sich unter diesem Begriff vielleicht noch etwas musikalisches vorstellen. Nicht gerade eine musikalische Sternstunde, aber mit einem gewissen Nostalgiewert.

Dieses Holzfällerhemd kaufte ich vor vielen Jahren, als ich noch Motorrad fuhr (Honda CX 650c, barocker Japan-Chopper) bei Polo. Nach der Geburt der ersten Tochter verkaufte ich den Bock, weil ich selbst keinen rechten mehr darauf hatte. Entweder das Wetter war mies, oder der Verkehr stauig. Egal wie, man war immer falsch angezogen. Außerdem war ständig etwas kaputt. Vermissen tu ich nichts, vor allem wo ich jetzt des Bikers Albtraum, eine Vespa, fahre. Das Hemd lag lange in einer Ecke. Weil ich an einer solchen einmal hängen geblieben war, hatte es auch einen langen Riss an der Knopfleiste. Weil ich aber auch ganz gerne mal an der Nähmaschine sitze, habe ich mir das Hemd am Samstag vorgenommen. Kaum hatte ich es mehr schlecht als recht zusammengeflickt, hörte ich die Melodie.

Also in meinem Kopf hörte ich sie und sie löste etwas aus in mir.

In unserem Garten wachsen am Zaun entlang kanadische Bergahörner, oder vermutlich auch nur rheinhessische Zwergahörner. Sie schaffen es aber immerhin, in kurzer Zeit zu beachtlicher Größe zu wachsen und den Pflanzen im Beet die UV-Strahlung zu stehlen. Bei diesen zwei Exemplaren handelt es sich eigentlich um einen Baum mit Wachstumsweiche. Donna hatte vorgeschlagen, die beiden Stämme zu kürzen, so dass die Sonne besser durchkäme.

Da kam mir jetzt unsere neue Errungenschaft gerade zu pass.

Das kleinste Modell des österreichischen Kettensägeprofis mit Akkumulator. Donna machte den Fehler, mich damit einen Moment alleine im Garten zu lassen, weil sie noch Dog holen wollte. Wir hatten zusammen das Leitermonster in den Garten geschleppt.

Da nahm das Schicksal seinen Lauf. Mir war es aber nicht ganz geheuer mit der Kettensäge in vier oder fünf Metern Höhe herumzufuchteln, während ein Baumstammoberteil sich frei fliegend in die Tiefe bewegt. Mit einem kurzen taxierenden Blick setzte ich dann den Fallkeil.

Das ging ganz ohne Leiter. Als Donna und Dog dann kamen, hatte Donna einen leicht fragenden Blick, sagte aber nichts. In voll stolzem Elan setzte ich die Säge, immer noch ohne Leiter von hinten an und begann todesmutig zu sägen. Draußen lief ein kleines Mädchen vorbei und blieb mit offenem Mund stehen, als der Stamm laserscharf, hochpräzise genau zwischen Arbeitsschuppen und Nussbaum ins Pflanzfeld einschlug.

Den verbliebenen Stumpf werde ich noch ein bisschen verarzten müssen.

Die Filetierung gelang mit dem neu erworbenen Werkzeug und Donnas Astscherenschneidkraft in Windeseile.

Der Akku hielt durch und hatte zum Schluss sogar noch einen von fünf Strichen. Dabei hatte ich sogar noch einen Ersatzakku dabei. Also kann noch mehr passieren. Das wird vermutlich auch nötig sein, denn ich schaffte eine astreine Themaverfehlung. Es waren am Ende nicht zwei Stämme gekürzt, sondern einer entfernt und der andere immer noch so groß wie vorher …

Friendly fire gab es dann auch noch.

Crimson’s Creative Challenge #254

A late response to Crispina:

All the stars we could reach were just starfish on the beach …

just?

Imagine some of the sea stars are true hermaphrodite creatures. Nepanthia belcheri for example are set into time as female stars. Come time they split into two smaller male ones. As the males grow, they transform again into females. So there’s nothing ‘just’ about them. They could well be called Astroidea David Bowensis. This is probably where the alchemists got their pentagram from.

And it carries on …

Ein Lied – Ich bin der Welt abhanden gekommen



Friedrich Rückert

Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben.
Sie hat so lange von mir nichts vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben.
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält;
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgewimmel
Und ruh’ in einem stillen Gebiet.
Ich leb’ in mir und meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied.

Ein Gespenst geht um in Europa

Das Gespenst heißt, kurzsichtige Armut mit begrenztem Horizont und unreflektiertem Armutsempfinden. Das Gespenst heißt Verlustangst, Neid und Denkfaulheit. Das Gespenst hat das Potential epidemisch zu werden. Das Gespenst hat auch keinen Glauben mehr an demokratische Institutionen. Dabei geht es den Angsthasen noch gut doch noch viel zu gut. Aber gerade das ist es was sie bewegt. Kleingeistige Verschwörungstümmelei wird mehrheitsfähig. Das macht mir Angst.

AfD, FPÖ, Front National, Fratelli d’Italiana, KNP, UKIP, PVV, SNS, Dänische Volkspartei und noch viele mehr führten vor einigen Jahren noch ein Nischendasein. Nach Corona und dem Beginn der Emigration Afrikas nach Europa aber hat eine Schussfahrt begonnen, deren Schwung alles mitreißen kann.

Unser fortschrittlicher Reichtum basiert zum Teil auch auf der Ausbeutung Schwarzafrikas und anderer Schwellenländer in Süd-Ostasien und dem südlichen Amerika. Die Entwicklungshilfe Bemühungen scheinen nicht gefruchtet zu haben. Das iegt aber wohl auch daran, dass besonders Afrika unheimlich reich an Bodenschätzen ist. Das hat zu einem Schlachtfeld europäischer, eurasischer,sinologischer und nordamerikanischer Industrieinteressenten geführt. Geschürt wurden die Kriege aber großteils durch russische Söldner, französische Fremdenlegionäre und undurchsichtige Amerikaner.

Wenn die Menschen jetzt vor Tod, Hunger und Unterdrückung fliehen, ist das Nachvollziehbar. Ob wir alle aufnehmen sollen ist wirklich fraglich, denn besonders Russland und evtl. Frankreich haben sich da besonders verdient gemacht und sollten nun auch die Konsequenzen tragen. Auch China ist nicht ganz unschuldig, aber China sorgt wenigstens auch für die wirtschaftliche Entwicklung in afrikanischen Staaten, das bringt vermutlich weit mehr, als jahrzehntelange freiwillige Sozialhilfe mit guten Absichten.

Wer aber kann mir erklären, was einen wirklich klar denkenden Menschen dazu bewegt AfD zu wählen und zu glauben, das dadurch auch nur irgend etwas besser wird?

Glückszeit

Hätte ich so viel Glück, wie ich Zeit habe, würde es mir gar nicht gut gehen.

Aber dieser Spruch ist genauso sinn- wie bedeutungslos. Denn Glück und Zeit stehen in einem ambivalenten Verhältnis und obwohl ich viel zu wenig Zeit habe, für all die Dinge, die ich gerne tun möchte, denke ich trotzdem, dass ich vom Glück geküsst bin.